ForumF Konferenz: Warum Menschen eigentlich keine Produkte kaufen ...
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Über das Event
Finanzmarketer von Geschäfts- und Privatbanken, Versicherungen, Fonds-Anbietern, Bausparkassen, Wohnbaufinanzierern, Leasingbanken und Kreditkartenunternehmen tummelten sich bei der zweiten ForumF Konferenz mit dem Generalmotto „Finance Marketing Benchmark 2022: Transformation, Disruption, Innovation“ am 27. September 2022 im Hotel Palais Hansen Kempinski in Wien. Im Rahmen von Keynotes, Best Practices, Diskussionsrunden und der Präsentation einer Exklusivstudie wurde den insgesamt 110 Konferenzteilnehmern vor allem eines geboten: eine Menge Inspiration für Produktinnovationen sowie disruptive Marketing- und Werbestrategien in Unternehmen und Institutionen der Finanzindustrie.
Wir sind die einzige Spezies, die Geschichten erzählen kann!
Die Opening Keynote der diesjährigen ForumF Konferenz steuerte Markus Gull, Werber, TV-Show-Entwickler, Autor und vielgebuchter Speaker, bei: Gull – laut Eigendefinition „The Story Dude“ – erklärte in seiner Keynote, warum Storytelling in die Irre und nur Storysharing ans Ziel führt – nämlich in die Herzen der Menschen. Das Credo des „Story Dude“: Die Marke als Held hat ausgedient. Marken ohne relevante Brand Story sind angezählt. Was funktioniert, sind – so Gull – relevante Brand Stories. Und: „Menschen kaufen keine Produkte, sondern das, was sie sein wollen.“
Buzzvalue-Studie: Österreichs Banken auf Social Media
Weiteres Highlight der zweiten ForumF Konferenz war eine exklusiv präsentierte Bankenstudie: Markus Zimmer, Geschäftsführer von BuzzValue, analysierte anhand aktueller Kennzahlen, Benchmarks und Best Practices den Status Quo der heimischen Bankenszene auf Social Media. Das BuzzValue-Team hat sich im Detail angesehen, welche Banken auf Facebook, Instagram & Co tatsächlich die Nase vorne haben und welche Rolle Plattformen wie LinkedIn und TikTok bei den heimischen Finanzinstituten spielen. Zimmers Fazit: „Die Relevanz von Facebook geht bei den heimischen Banken massiv zurück, die Interaktion bricht im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel ein. Auch Instagram ist bisher noch keine allzu große Erfolgsgeschichte, die großen Bankinstitute erreichen auf Instagram in Summe nur knapp 30.000 Follower. Und aktuell ist TikTok der Gamechanger in der Branche.“
Auf die exklusive Studienpräsentation folgte der Auftritt von VISA Österreich Country Managerin Stefanie Ahammer, die im Rahmen eines Kamingesprächs mit ForumF-Gründer und -Herausgeber Peter Neubauer über Payment-Trends in bewegten Zeiten parlierte. Ahammers Analyse: „Wir sehen einen enormen Aufschwung im Bereich des kontaktlosen Zahlens. Kontaktloses Zahlen hat durch die Pandemie nochmal mehr einen Boost erfahren.” Ahammers Vision ist es jedenfalls, „dass jede Person immer und überall bezahlen kann, wie diese Person möchte.“ Aktuelles Highlight bei VISA in Österreich ist laut Ahammer „das Engagement von Skilegende Anna Veith als Testimonial, da sie dem Unternehmen viel mehr Sichtbarkeit beschert und noch bescheren wird.“
Customer Convenience, User Experience und Artificial Intelligence
Die Midday Keynote der ForumF Konferenz 2022 steuerte Alexander Gradl-Noll, Geschäftsführer von Euronet 360 Finance Ltd. bei. Der Vortrag von Gradl-Noll behandelte das Themenfeld Customer Convenience im digitalen Zeitalter in der Finanzwirtschaft und trug den Titel „Being digital, using real“. Gradl-Nolls Credo lautet: „Die Entwicklung geht in eine Richtung, in der sich KundInnen selbst bedienen und möglichst nicht in die teuren Bank-Filialen kommen sollen. ATMs sind meist da, wo man sie benötigt, sprechen die Sprache der KundInnen, sind sicher und zuverlässig, angenehme Zeitgenossen und kosteneffektiv. Digital insgesamt ist innovativ, eine Art Werkzeug, angenehm, dort wo ich es brauche und zumeist fallabschließend. Zusammengefasst ist digital befriedigend und gegenwärtig.“
In der Afternoon Keynote der diesjährigen der ForumF Konferenz widmete sich Markus Fassold vom Beratungsunternehmens Nagler & Company den Irrtümern auf dem Weg von der Produktidee bis zum fertigen Produkt in der Finanzindustrie. Fassolds goldene Regel im Entwickeln von Produkten lautet: „Nutzer sind keine Designer. Designer sind keine Nutzer. Und Vorstandsmitglieder sind im Regelfall weder das eine, noch das andere.“
Auf das Trendthema Artificial Intelligence im Marketing ging ein Programmpunkt mit dem Titel „With the Eyes of AI – Wie AI unseren Blick auf Markenführung und Kreativität erweitern kann und zum Erfolg von Marken beiträgt“ von Christian Schmid, Co-Founder der Marken- und Strategieberatung Hubble, gemeinsam mit Dr. Dirk Held vom 2020 gegründeten AI-Startup aimpower aus Hamburg ein. KI-Experte Held erklärte: „KI kann automatisiert eine große Datenmenge analysieren und das kann hilfreich in der Werbung sein, wenn man vorab die wichtigsten Faktoren bzw. Keywords festgelegt hat – dafür braucht es Menschen. Doch auch in der Kreation kann KI (künftig) hilfreich sein.“ Aber: „Der Mensch muss die Entscheidung treffen, was die KI machen soll und welche Daten sie nutzt.“
Quo vadis Finanzbildung?
Eine Paneldiskussion unter der Leitung von ForumF-Gründer Peter Neubauer widmete sich anschließend den Auswirkungen der (noch immer mangelhaften) Finanzbildung in unserem Land auf die Marketing- und Werbeanstrengungen von Banken, Versicherungen und sonstigen Anbietern von Finanzdienstleistungen. Am Podium mit von der Partie waren Alexander Zelmanovics (Zeppelin, Emil, Ludwig), Bettina Fuhrmann (WU Wien), Philip List (Flip2go/Erste Group), Gerald Resch (Bankenverband), Wolfgang Layr (Volksbank Wien) und Stefan Theißbacher (willhaben). Das nüchterne Fazit des Podiums in Schlagworten: Um die Finanzbildung in Österreich könnte es viel besser bestellt sein. Marktkommunikation für Finanzprodukte im weiteren Sinn ist oft gleichförmig und thematisiert weniger die Produkteigenschaften, als vielmehr Themen wie Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Der Staat, also die Lehrpläne und in weiterer Folge die Bildungseinrichtungen sind gefordert. Finanzunternehmen nehmen teilweise die Aufgabe der Finanzbildung wahr, tun dies aber nur, weil Staat und bis zu einem gewissen Grad auch das Elternhaus versagen.
Im abschließenden Programmpunkt der ForumF Konferenz diskutierte Maximilian Mondel, Co-Founder der Kommunikationsagentur MOMENTUM Wien, die hinter der Planung und Gesamtorganisation der ForumF Konferenz steht, einige der weltweit meist ausgezeichneten Werbekampagnen von Banken, Versicherungen, Wohnbaufinanzierern und Kreditkartenanbietern gemeinsam mit den renommierten Werbern Kaitlyn Chang (Accenture Song) und Stefan Schmertzing (Wunderknaben Wien). Chang und Schmertzing kommentieren die gezeigten Case Videos, lobten jene Kampagnen, die ihnen besonders gefielen und deckten die Schwächen jener Marketing- und Werbefeldzüge schonungslos auf, die sie anders gestaltet hätten.
Fotocredit: Elisabeth Kessler MOMENTUM Wien
Über die Autorin
Bettina Almeida
- Marketing Club Österreich
Bettina Almeida ist Leiterin der Kommunikation beim Marketing Club Österreich. Zudem ist die Akademische Werbeexpertin Inhaberin der Agentur simpli communication. Die unkomplizierte Querdenkerin freut sich immer über ideenreiche, persönliche Gespräche.